Für eine verbesserte Kommunikation, mehr Angebote und Veränderungen beim pädagogischen Konzept!
Am vergangenen Freitag (17.02.) lud der SPD-Ortsverein Katernberg-Schonnebeck zu einer Gesprächsrunde über die Kita- und Grundschulsituation im Bezirk in das AWO-Zentrum an der Kirchstraße. Mehr als 30 TeilnehmerInnen waren gekommen.
Zum Auftakt diskutierte der Beigeordnete der Stadt Essen, Muchtar Al Ghusain, mit zwei „Praktikern“ von vor Ort: Aysel Ziyanzis, stellv. Leiterin der Kita „Schalthaus Beisen“ sowie Mümtaz Ziyanzis, Sozialpädagoge an der Gemeinschaftsgrundschule Kantschule. Bereits in diesem Gespräch wurde deutlich, dass die tatsächliche Situation in den Stadtteilen im Bezirk VI Zollverein nicht ausreichend ist, um jedem Kind für die vorgesehenen drei Jahre einen Kitaplatz zu garantieren. Somit ist absehbar, dass viele Kinder im Bezirk nicht ausreichende Förderung erhalten, die für ihre Entwicklung und einen gelingenden Übergang zur Schule dringend nötig wären.

In der anschließenden Diskussion, bei der zahlreiche weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Kitas und Grundschulen sich beteiligten, wurden zudem folgende Aspekte angesprochen:
- Es fehlen detaillierte Informationen zu den Planungen und inhaltlichen Aspekten bei allen Kitas und Schulen, dies gilt auch für beteiligte Elternvertreter. Die Entwicklungen im Entwurf des Schulentwicklungsplanes der Stadt Essen sowie dem angepassten Bedarf an Kita-Plätzen spiegeln nicht die tatsächliche Situation wider. So ist es z.B. nicht realistisch, dass in den Gebäuden „Auf der Reihe 39“ und „Viktoriastraße 33“ tatsächlich wie veranschlagt zum 1. August 2023 neue Kita-Plätze entstehen, da die dort vorhandenen Altbauten noch nicht einmal abgerissen wurden. Nicht bekannt sind weiterhin die Planungen und Zeitverläufe für den Neubau der zurzeit in Containern untergebrachten Grundschulen Johann-Michael-Sailer-Schule und Schillerschule.
- Bei den Kitaplätzen ist mit einer weiteren Verschärfung der Lage zu rechnen, da sich nahezu alle Planungen weiter verzögern oder fallen gelassen werden. Damit fehlen auf lange Sicht in Schonnebeck für Kinder unter drei Jahren (U3) 25 und für Kinder über drei Jahren (Ü3) 52 Plätze; in Katernberg fehlen 130 U3- und 309 Ü3-Plätze. Dadurch werden sich die tatsächlichen Probleme insbesondere im Übergang zur Schule noch verstärken. Jedes Kind sollte einen Kitaplatz haben und mindestens drei Jahre eine Kita besuchen, weil die Kinder nicht nur in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützt werden, sondern auch der Übergang zur Schule mit all seinen Herausforderungen besser gelingt. Generell gilt schon jetzt in den Grundschulen, dass die Klassenstärken mit mindestens 28 SchülerInnen zu hoch sind. Hinzu komme pro Klasse sieben bis acht Kinder, die kaum bis wenig Deutsch sprechen und Kinder, die im sozial-emotionalen Bereich eine besondere Förderung benötigen.
- Das Angebot an Ganztagsplätzen in den Grundschulen (OGS) reicht bei weitem nicht aus. Es fehlen sowohl Räumlichkeiten als auch pädagogische Fachkräfte sowohl in Teil- als auch insbesondere in Vollzweit. Beispiel Kantschule: für zur Zeit 217 SchülerInnen stehen fünf Gruppen mit vier Teilzeit- und einer Vollzeiterzieherin, die auch die Koordination des Ganztags übernehmen, zur Verfügung. Faktisch wird dort der Ganztag gerade einmal für 50 % der SchülerInnen angeboten.
- Auch inhaltlich sind in Grundschulen und Kitas Verbesserungen notwendig, viele bewährte und dringende Maßnahmen sind befristet oder erreichen nicht alle Kinder:
- Das Projekt KASI ist befristet auf 4 Jahre, die MitarbeiterInnen unterstützen und assistieren in den Klassen. Zurzeit sind nur in den ersten Klassen die KASI- KollegInnen aktiv. Das Projekt KASI sollte in allen Klassen angeboten werden.
- Das Pfiff -Projekt begleitet zwei Jahre mit externen Fachkräften einzelne Kinder aus dem ersten Jahrgang der Grundschule.
- Das Jugendhilfenetzwerk der AWO unterstützt zwei Mal in der Woche bei Elterngesprächen. Diese Gespräche gestalten sich oft schwierig und sind oftmals auf interkulturell sensible Unterstützung angewiesen
- Der Mindestpersonalschlüssel bei Kitas steht seit mehr als fünf Jahren fest und ist seitdem nicht mehr angehoben worden.
- Das Bundesprojekt „Sprachkita“ läuft am 30.06.2023 aus, eine Entfristung ist dringend notwendig.
- Das Gleiche gilt für das bis zum 31.07.2023 befristete Projekt „AlltagshelferInnen“!
Angesichts dieser Ausgangslage mit ihren zahlreichen bestehenden wie vorhersehbaren Herausforderungen ist es dringend geboten, einen konkreten Aktionsplan für die Kitas und Grundschulen in Katernberg aufzulegen, der sich konkret und unmittelbar der Lösung der akuten Probleme widmet. An diesem Programm sollten sich – unter Verzicht auf alle anderen Planungen – alle Beteiligten aus Politik und Verwaltung in Katernberg und Schonnebeck beteiligen, erklärt Werner Meys, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Katernberg-Schonnebeck und führt aus:
„Zuerst können wir dazu beitragen, dass Informationsdefizite abgebaut werden. Daher wird es in jedem Fall weitere Gesprächsrunden zu diesem Thema, mit möglichst vielen Beteiligten, geben. Den dringend nötigen Aktionsplan werden wir kurzfristig politisch einfordern und seinen Fortschritt kontinuierlich begleiten. Wir hoffen, dass es im Interesse aller Kinder in unseren beiden Stadtteilen eine parteiübergreifende Diskussion um die zweifelsfreie Prioritätensetzung auf diesem Gebiet gibt, auch unter Verzicht auf andere Vorzeigeprojekte. Ohne ausreichende Kita- und Grundschulplätze, räumlich und inhaltlich, verlieren wir Teile einer ganzen Generation. Das können wir uns, gerade vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderungen unserer Stadtteile im Essener Nordosten, schlicht nicht leisten. Jedes Kind hat das Recht auf die bestmögliche Bildung. Nur so kann ihnen der Weg in ein gelungenes, selbstbestimmtes Leben geebnet werden. In dieser Gerechtigkeitsfrage werden wir als SPD niemals lockerlassen.“


